Dann kam der Schlamm

Nassauische Neue Presse
24.05.2012, http://www.fnp.de, rok

Dreck- und Wassermassen ergossen sich erneut in den Aumenauer Bahnhof. Regen bringt den Landwirten Segen, heißt es. In Aumenau sieht die Sache dagegen deutlich anders aus. Schon zwei Mal innerhalb der letzten eineinhalb Wochen wurde der dortige Bahnhof von Schlammmassen förmlich überrollt.

 

 

 

Andreas Städtgen watet im Keller des Aumenauer Bahnhofs durch das eingedrungene Wasser.

 

 

 

Villmar-Aumenau. Wasser drang von der von Münster kommenden Straße ins Tal und nahm massenweise Dreck mit, der sich die Fahrbahn entlang bis ins Bahnhofsgebäude schob. "90 Zentimeter stand bei mir das Wasser im Keller", sagt Besitzer Andreas Städtgen, der Mittwochabend geschockt war, als er von einer Dienstreise zurückkehrte und den ganzen Schlamassel sah. Städtgen beziffert den ihm entstandenen Schaden auf "mittlerweile 30 000 bis 50 000 Euro".

 

Den will er sich von der Haftpflichtversicherung eines landwirtschaftlichen Betriebes zurückholen, den er für den Verursacher des Wasserstromes hält. Denn in der Gegend seien mehrere Gewitter heruntergekommen, aber von ähnlichen Vorfällen anderswo sei ihm nichts bekannt.

 

Auch dem Marktflecken Villmar ist, wie Bauamtsleiter Fabian Buchhofer Donnerstag vor Ort berichtete, bisher ein Schaden von geschätzen 15 000 Euro entstanden. Die Summe kann noch höher steigen, da er noch nicht die Zahl der Dienststunden vorliegen hat, die zirka 40 Villmarer und Aumenauer Feuerwehrkameraden vor Ort leisteten. Die Verwaltung des Marktfleckens Villmar sah sich aber zum Eingreifen gezwungen, nachdem sie von der Leitstelle Limburg der Feuerwehr informiert worden und Gefahr im Verzug war.

 

Bei dieser dürfe die Wehr den Bauhofmitarbeitern Anweisungen geben, so dass hier zusätzlich neun Stunden Personalkosten pro Mitarbeiter angefallen seien. Buchhofer will sich das Geld beim Land Hessen wiederholen, weil die Gemeinde auf dessen Straße tätig war. Das Land müsse dann sehen, wo es das Geld wieder herbekomme, so Buchhofer. Seiner fachlichen Einschätzung nach hält er aber genauso den landwirtschaftlichen Betrieb für den Verursacher. Im Waldbereich habe sich der Regenfall als unproblematisch erwiesen, aber genau dort, wo die Felder anfingen, habe sich bei dem Dauerregen die Flut ihren Weg unaufhaltsam nach unten Richtung Aumenau gebahnt. Ob durch einen breiteren Randstreifen neben den Feldern das Wasser komplett aufzuhalten gewesen wäre, müssen jetzt die Fachleute klären. Der Geländeschnitt sei durchaus problematisch, wollte Buchhofer die Betriebsleitung nicht verdammen.

 

Heute Termin vor Ort

 

Am heutigen Freitag wird es einen Ortstermin mit Vertretern von Kreis und Land geben, was getan werden kann, um weitere solcher Zwischenfälle zu verhindern. "Mir ist nicht bekannt, dass so etwas in der Geschichte des Aumenauer Bahnhofes schon einmal vorgekommen ist", sagte Städtgen. Es geht ihm nicht nur um den eigenen Schaden, sondern genauso um die öffentliche Sicherheit. Mit Pech könne bei einem weiteren Vorfall ein Fußgänger von der Wasserwucht umgerissen werden, oder er bekomme einen Felsbrocken ab und werde schwer verletzt.

 

Buchhofer betonte, dass er jetzt nur hoffen könne, dass die nächsten Tage nicht noch ein weiteres heftiges Gewitter genau an dieser Stelle einsetze. Die Böden seien mittlerweile derart mit Wasser vollgesogen, dass sie nichts mehr aufnehmen könnten. Buchhofer glaubt, einer der Hauptgründe, warum ausgerechnet jetzt zwei Mal in Folge so etwas passiere, sei, dass die letzten Jahre die Gewitter konzentrierter an einer Stelle herunterkämen. Städtgen sprach von "mehreren Millionen Liter Wasser", und da gebe es dann eben "kein Halten mehr". Sauer ist er darüber, dass der aus seinem Gebäude und der Kanalisation von einer Fachfirma gepumpte Dreck als Sondermüll gilt und der Bahnhof-Besitzer nun noch die Entsorgungskosten vorlegen soll. Außer dem ganzen Dreck auf der Straße und der Behinderungen für die Fußgänger wurden zum Glück keine weiteren Personen geschädigt. Einem Nachbarn Städtgens wurde allerdings eine Treppe sowie ein historisches Wiegehäuschen durch den Schlammstrom beschädigt. rok

 

Hier kommen Sie zum Original-Text auf www.nfp.de